Der Stifter Karl Kübel: Stationen des engagierten Lebens

Karl Kübel war ein erfolgreicher Unternehmer. 1972 gründete er die nach ihm benannte Stiftung.

„Womit kann ich dienen?“ war stets das Leitmotiv unseres Stifters Karl Kübel (1909-2006). Sein Name steht zugleich für Unternehmergeist und christlich geprägtes soziales Engagement: Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er mit den „3K“-Möbelwerken eines der führenden europäischen Möbelunternehmen auf. 1972 gründete er die nach ihm benannte Stiftung und brachte darin den Verkaufserlös seines Industrie-Unternehmens „3K“ sowie den größten Teil seines Privatvermögens ein.

Die Grundlagen für sein Handeln und Wirken gehen auf die Kindheit zurück: 1909 wurde Karl Kübel als achtes von neun Kindern des Schreinermeisters Carl Kübel und dessen Frau Maria in Duisburg geboren. Seine Eltern hatten einen kleinen Möbelladen und waren sehr religiös. Ihre Religiosität prägte ihn früh: Er wurde Messdiener, gehörte der katholischen Jugendbewegung an und setzte sich mit den Ideen des Religionsphilosophen Romano Guardini auseinander. Dessen Postulat, „das menschliche Tun als Teilnahme an der Schöpfung zu begreifen“, wurde für ihn zur Richtschnur.

Erfolgreicher Jungunternehmer
Mit 14 Jahren begann Karl Kübel eine Lehre als Eisenwarenhändler in Oberhausen, neun Jahre später (1932) machte er sich in Worms mit einem Startkapital von 5.000 Reichsmark mit einem kleinen Betrieb selbstständig. Er handelte zunächst mit Möbelbeschlägen und war damit erfolgreich: Nach und nach gründete er sieben Möbelwerke. Darunter eines in Kahl, das Karl Kübel 1937 von einem jüdischen Fabrikanten erworben hatte, der es im Zuge der sogenannten "Arisierung" verkaufen musste. Nach Kriegsende stellten seine Erben einen Wiedergutmachungsantrag. Es wurde ein außergerichtlicher Vergleich ausgehandelt, in dem festgelegt wurde, dass Karl Kübel 40.000 Mark an die Erben zahlt.  

Neben der modernen Technik lag der Reiz des Kahler Werks für Karl Kübel vor allem darin, sein Unternehmen fortan als „3K“-Möbelwerke vermarkten zu können. „3K“ war für ihn aus Marketingsicht ein einprägsamer Begriff. Groß durchstarten konnte er allerdings als Möbelunternehmer zunächst nicht, denn ab 1940 war ihm die Produktion von Möbeln untersagt. Stattdessen wurden für das Heer Spinde und Materialkisten produziert, was sein Einkommen ebenfalls steigerte. Für die Kriegsproduktion wurden auch Zwangsarbeiter beschäftigt.

Aufstieg zum führenden Möbelunternehmer
Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Karl Kübel so schnell wie möglich, seine Möbelproduktion wiederaufzubauen. Mit Erfolg: Innerhalb von 40 Jahren schuf er eines der führenden Möbelunternehmen Europas ­– die „3K“-Gruppe. Diese hatte sich durch Massenproduktion auf die Anfertigung von erschwinglichen Möbeln spezialisiert. In Spitzenzeiten arbeiteten dort 3.800 Menschen.

Frühes Engagement im In- und Ausland
Neben der Möbelbranche widmete Kübel sich einer weiteren Aufgabe, dem sozialen Wohnungsbau. Dazu gründete er die Siedlungsbaugesellschaft „das familiengerechte heim“ (dfh). Gleichzeitig engagierte er sich in der Entwicklungszusammenarbeit: Ab 1966 förderte er Programme in Tansania, Kenia, Afghanistan, Bolivien und Indien.

Mehr und mehr wird mir bewusst, dass wir lernen müssen,
über unseren Zaun hinweg der weltweiten Not ins Gesicht zu sehen.
Wir werden dann erkennen, um wie viel Unnützes oder Oberflächliches
wir uns sorgen und welch anderem wir uns zuwenden sollten,
was wesentlicher und letztlich menschlicher ist. (Karl Kübel)

Das Familienbild des Unternehmers
Karl Kübel war davon überzeugt, dass die Eltern-Kind-Beziehung das Leben entscheidend prägt: In der Familie entfaltet sich die Persönlichkeit der jungen Menschen. In dieser für sie ersten sozialen Gruppe bauen Kinder ihre Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit auf und üben, Gesellschaft und Umwelt verantwortlich mitzugestalten. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können Eltern das Verantwortungsbewusstsein der Heranwachsenden stärken, ihre Urteilsfähigkeit schärfen und tragende Werte vermitteln.

Stiftung als Höhepunkt seines Lebenswerks
Die Stärkung von Eltern und Familien ist daher ein Kernziel seiner 1972 gegründeten Stiftung. Diese hat ihren Sitz im südhessischen Bensheim, ist weltweit gemeinnützig aktiv und beschäftigt heute mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Für sein soziales Engagement wurde Karl Kübel mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er u.a. das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und die „Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen“ des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Seit Dezember 1995 tragen die Kaufmännischen Schulen des Kreises Bergstraße seinen Namen.

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