Sara (l.) und Sali Nuru erhielten den Jubiläums-Sonderpreis der Stiftung für ihr Engagement für Frauen in Äthiopien.
Ein Event – drei Preisverleihungen: Die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie zeichnete am 30. September 2022 den Friedensnobelpreisträger Prof. Dr. Muhammad Yunus mit dem Karl Kübel Preis aus. Sie würdigte damit sein außergewöhnliches und vielfältiges Engagement für Familien. Darüber hinaus verlieh die Stiftung einen Jubiläums-Sonderpreis an Sara und Sali Nuru sowie den Dietmar Heeg Medienpreis an zwei Journalistinnen.
Familie zählt! – das Jubiläumsmotto der Karl Kübel Stiftung, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung im Musiktheater Rex in Bensheim. Dabei wurde deutlich, wie Familie und soziales Unternehmertum Hand in Hand gehen können.
Die von Muhammad Yunus 1983 gegründete Grameen Bank vergibt z.B. Mikrokredite ohne Sicherheiten, insbesondere an Frauen, damit sie sich selbst aus großer Armut befreien können. Auch für die Kinder und Familien seiner Kundinnen habe Yunus damit Wege zu einem besseren Leben ermöglicht, sagte Laudatorin Dr. Kerstin Humberg. Die stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende der Karl Kübel Stiftung würdigte den Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch als einen Weichensteller für eine bessere Zukunft und einen Hoffnungsgeber, der an das menschliche Potenzial glaube.
„Jeder von uns kann das Leben anderer in seinem Umfeld positiv beeinflussen. Jetzt und in Zukunft. Wir alle sind Weichensteller“, so Humberg, die auch Parallelen zwischen dem Stifter Karl Kübel und Muhammad Yunus aufzeigte: „Beide haben schon in den 80er Jahren soziale Ziele mit unternehmerischen Mitteln verfolgt und dabei ganz bewusst auf „Hilfe zur Selbsthilfe“ gesetzt.“ Yunus und Kübel seien Pioniere in der sozialunternehmerischen Entwicklungszusammenarbeit.
Die Auszeichnung mit dem Karl Kübel Preis bedeute ihm viel, sagte Yunus und weiter: „Ich bin glücklich, von der Organisation ausgezeichnet worden zu sein, die ich schon so lange bewundere. Diese Wertschätzung gibt mir Kraft und verbindet mich institutionell und persönlich noch enger mit der Karl Kübel Stiftung.“ Ehrungen wie der Karl Kübel Preis inspirierten andere Menschen, soziales Engagement weiterzutragen oder selbst aktiv zu werden, so der 82-Jährige, der auch erläuterte, was ihn bewogen habe, damals die Grameen Bank zu gründen. „Nachdem ich aus den USA zurückgekommen war, habe ich gemerkt, dass alles, was ich dort gelernt habe, den armen Menschen in meinem Land nicht hilft. Ich war frustriert. Deshalb habe ich überlegt, was ich Sinnvolles für diese Menschen tun kann." Armut werde nicht von Menschen kreiert, sondern von dem System, in dem wir lebten, so Yunus. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro kommt seiner Stiftung zugute, die soziale Unternehmen fördert, die die aktuellen Probleme der Menschheit mittels einer einfachen Haltung lösen möchten: Geld verdienen macht glücklich, aber andere Menschen glücklich zu machen, ist das größte Glück.
Den Gedanken teilen auch Sara und Sali Nuru. Die Geschwister haben 2016 das Kaffeelabel „nuruCoffee“ gegründet und vertreiben biologisch angebauten, fair gehandelten Kaffee aus Äthiopien. Mit dem Erlös unterstützen sie Frauenprojekte mithilfe ihres eigens gegründeten Vereins „nuruWomen“. Durch Schulungen, Trainingskurse und Mikrokredite erhalten Frauen die Möglichkeit, sich eine selbstbestimmte, unabhängige Existenz aufzubauen.
„Das Engagement von Sara und Sali Nuru zeigt, wie aus einer Familiengeschichte gesellschaftliche Verantwortung wachsen kann. Die beiden Preisträgerinnen haben Chancen erkannt und genutzt, um insbesondere Frauen Perspektiven zu eröffnen und in ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken. ,Social business is family business` setzen die beiden perfekt um“, sagte Stiftungsratsvorsitzender Matthias Wilkes und überreichte ihnen den mit 15.000 Euro dotierten Jubiläums-Sonderpreis. Auch die Karl Kübel Stiftung ist in Äthiopien aktiv und fördert dort seit 2013 Frauen und Familien in der Existenzsicherung.
Sara und Sali Nuru freuten sich sehr über die Auszeichnung: „Das Motto `Familie zählt!` liegt uns sehr am Herzen. Uns war schon immer bewusst, was für ein Glück es ist, in einem Land aufzuwachsen, in dem uns alle Möglichkeiten offenstehen. Unsere Eltern hatten dieses Privileg nicht. Sie verließen Äthiopien, weil sie dort keine Zukunft für sich sahen. Dieser Perspektivlosigkeit möchten wir mit unserem Verein nuruWomen, dem das Preisgeld zugutekommen wird, entgegenwirken.“
Wie stark Familie und unternehmerisches Engagement für Eltern und Kinder zusammenhängen, unterstrichen auch die beiden Medienbeiträge, die zu Beginn der Veranstaltung mit dem Dietmar Heeg Medienpreis ausgezeichnet worden waren. Anne Klesse aus Hamburg erhielt den Award und 4.000 Euro Preisgeld für ihren Printbeitrag "Ein Kleid für Laura". Die Münchener TV-Journalistin Dominique Klughammer wurde für ihre TV-Dokumentation "Die Chancen-Schneiderin" ausgezeichnet und mit 6.000 Euro belohnt.
In einer abschließenden Talkrunde mit Muhammad Yunus, Sara Nuru, Matthias Wilkes und Fabien Matthias, der mit dem Nidisi-Team ein social Start-up gegründet hat, ging es um die Vereinbarkeit von Familie und sozialunternehmerischem Engagement. Die generationenübergreifenden Betrachtungen zu dieser Thematik sorgten für spannende Momente und kreative Denkanstöße.
Die Veranstaltung, an der rund 120 Gäste teilnahmen, wurde musikalisch von Tobi Vorwerk begleitet und von Julia Tzschätzsch vom Hessischen Rundfunk moderiert.
Hier sehen Sie das Video der Rede von Prof. Muhammad Yunus zur Karl Kübel Preisverleihung 2021/2022:
Die Karl Kübel Preisverleihung wurde unterstützt von
Der Karl Kübel Preis wurde 1990 zum ersten Mal vergeben, insgesamt 15 Mal an Initiativen aus dem Bereich Kind und Familie. Seit 2015 zeichnet die Karl Kübel Stiftung mit dem Preis prominente Persönlichkeiten für ihr überdurchschnittlich hohes Engagement für Kinder und Familien aus.
2020 wurde der Unternehmer Dietmar Hopp ausgezeichnet.
2019 erhielt Königin Silvia von Schweden den Karl Kübel Preis.
2018 haben wir den Karl Kübel Preis an den Ex-Fußballnationalspieler Gerald Asamoah verliehen.
2017 ging der Preis an die Schauspielerin und Ärztin Dr. Maria Furtwängler.
2016 wurde der Sänger Peter Maffay ausgezeichnet.
2015 erhielt der Journalist Ulrich Wickert den Preis.
Nicole Bärenstrauch
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