Fünf junge Teams erhielten den FAIRWANDLER-Preis 2022. Ihre Projekte zeigen, wie wichtig Gemeinschaft und ein starkes Miteinander sind.
Starke Familien halten zusammen, leben Vielfalt und Chancengerechtig-keit. Genau das verbindet auch die Projekte, die die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie mit dem FAIRWANDLER-Preis 2022 auszeichnete.
Bei der Preisverleihung am 22. März 2022, die in Anlehnung an das 50-jährige Stiftungsjubiläum unter dem Motto „Familie zählt“ stand, wurde zugleich deutlich, wie vielfältig Familie heute ist. Neben Eltern, Geschwistern, Verwandten gehören dazu z.B. auch Freunde und Gemeinschaften.
Gemeinschaften wie zum Beispiel jene, die sich im „Hallo“-Projekt gebildet haben. Die ausgezeichnete Initiative bringt Eingewanderte und Senior*innen durch gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen zusammen. „Wir organisieren kostenlose Gruppenaktivitäten, ein Tandem-Programm zum Sprachenlernen sowie Community-Veranstaltungen. Dadurch schaffen wir einen geschützten Raum, in dem sich beide Gruppen kennenlernen, voneinander lernen, Vorurteile abbauen und sich gegenseitig helfen können“, sagt Lisi Brizuela aus München. Sie initiierte 2018 das Projekt, bei dem sie inzwischen 38 Ehrenamtliche aus 33 Nationen unterstützen.
Menschen verschiedener Kulturen zusammenbringen und Verständnis für verschiedene Sichtweisen wecken – darum geht es auch Ali Can aus Essen. Der 27-Jährige kämpft seit 2016 gegen Rassismus in Deutschland an, machte schon als „Migrant Ihres Vertrauens“ und mit dem Hashtag #MeTwo von sich reden. Sein neuestes Projekt ist die mit dem FAIRWANDLER-Preis ausgezeichnete Antirassismus-Brille. Mit dieser Virtual Reality Brille können Situationen erlebt werden, in denen Menschen rassistisch angefeindet werden. Ali Can: „So schaffen wir ein Bewusstsein für Alltagsrassismus und unterstützen Menschen im Perspektivenwechsel, um gegebenenfalls in realen Situationen aktiv entgegen-wirken zu können.“ Die direkte Konfrontation mit Stigmatisierungserfahrungen, fand auch die FAIRWANDLER-Jury sehr überzeugend. Ebenso das Potenzial der Virtuellen Brille: Man könnte sie z.B. in Antirassismus-Schulungen als Medium integrieren.
Einen Perspektivwechsel bzw. mehr Mobilität im Kopf wünscht sich auch FAIRWANDLER-Preisträger Kevin Kleiber: „In unserer Gesellschaft haben wir immer noch das festgefahrene Bild, dass Menschen mit einem Handicap gar nicht oder nur sehr eingeschränkt verreisen und sich nicht ehrenamtlich für andere engagieren können – schon gar nicht im Ausland.“ Der 31-Jährige aus Löhnberg (Hessen) zeigt auf beeindruckende Art und Weise, dass beides möglich ist. Mit seinem Team „Mobilität beginnt im Kopf“ hat er ein Buch und einen Film über seine Erfahrungen veröffentlicht. Damit will er anderen Menschen mit Behinderungen Mut machen, alte Denkmuster aufbrechen und neue Wege beschreiten – in Richtung inklusive Gesellschaft.
Zu einer solchen Gesellschaft trägt auch das ausgezeichnete Projekt der Future Connect Foundation aus Berlin bei. Die Initiative fördert bildungsbenachteiligte Schüler*innen ab der 7. Klasse, denn noch immer bestimmt in Deutschland der soziale Hintergrund die Bildungs- und Berufschancen von Kindern. Die Ursache: soziale Immobilität. „Wir beraten die Schüler*innen und stellen individuelle Förderprogramme zusammen. Das Besondere: Anstatt ein weiteres, neues Förderangebot zu schaffen, vermitteln wir die Schüler*innen an bereits existierende, gut funktionierende Programme“, erklärt Joshua Kriesmann vom Gründungsteam der Future Connect Foundation. Und das Beste: Es geht nicht nur darum, Schulstoff aufzuholen, sondern auch um die Möglichkeit, seine Potenziale kennenzulernen und entfalten zu können, sei es beim Tanzen oder gemeinschaft-lichen Engagement.
Ein hervorragendes Projekt findet Laudator Mirko Drotschmann (Mr. Wissen 2go). Denn es trägt dazu bei, „dass wir Bildung in Deutschland gerechter machen können.“
Gemeinschaftlich etwas erreichen, darum geht es auch dem Wandelwürfel-Team aus Kiel. Es erhielt für sein Spiel „Carbon matters“ den FAIRWANDLER-Award. Bei dem Brettspiel beschäftigen sich die Spieler*innen inhaltlich mit dem Klimawandel und müssen gleichzeitig kooperieren und konkurrieren. „Egoistisches und auf Nutzenmaximierung ausgerichtetes Verhalten ist dabei kontraproduktiv. Nur wer kooperiert, gewinnt“, so das Erfinderteam. Neben Spiel und Spaß regt Carbon matters“ an, über die Konsequenzen des eigenen Handelns und die direkten Auswirkungen auf den Klimawandel nachzudenken. Spielen mit Lerneffekt!
So wie der Klimawandel für eine gesamtgesellschaftliche und globale Aufgabe steht, die Gemeinsinn und Übernahme von Verantwortung erfordert, so lässt sich auch das Motto der Veranstaltung auf die internationale Gemeinschaft übertragen. In ihrem Grußwort sagte Schirmherrin Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze: „Damit die globale Großfamilie wirklich funktioniert, ist es immens wichtig, einander Aufmerksamkeit, Solidarität und Zuversicht zu schenken.“ Genau diese Werte würden die FAIRWANDLER*innen verkörpern und mit ihren Ideen leben.
Zum Abschluss der Veranstaltung gratulierten einige der zugeschalteten Gäste den Preisträger*innen zu ihren tollen Projekten. „Was wir in der letzten Stunde erlebt haben, war die beste Antwort auf das, was wir im Augenblick in Osteuropa erleben, nämlich genau das Gegenstück, das wir für die Zukunft brauchen: Gemeinschaft, Toleranz und aufeinander zugehen“, so Matthias Wilkes Stiftungsratsvorsitzender der Karl Kübel Stiftung.
Übertragen wurde die Online-Preisverleihung aus der Frankfurter jugend-kultur-kirche sankt peter, wo Moderator Tobi Kämmerer (HR3) den anwesenden und zugeschalteten FAIRWANDLER*innen (symbolisch) die Awards überreichte. Zusätzlich erhält jedes Projekt ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro und praktische Unterstützung aus dem Ehrenamtlichen-Netzwerk des Preises.
Wer sich die Preisverleihung noch einmal in voller Länge ansehen möchte, findet den Livestream hier.
Kooperationspartner sind:
Der von der Karl Kübel Stiftung initiierte FAIRWANDLER-Preis wird bundesweit ausgeschrieben. Er würdigt das gesellschaftliche Engagement junger Menschen, die längere Zeit im Ausland waren und sich nun mit eigenen Initiativen und Sozialunternehmen für eine faire und gerechte Welt einsetzen. Den Preisträger*innen winkt ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 12.500 Euro. Darüber hinaus erhalten sie individuelle praktische Unterstützung aus dem Ehrenamtlichen-Netzwerk des Preises.
Schirmherrschaft
Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Stephanie Himmel
E-Mail: s.himmel@kkstiftung.de