Warum Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr ist als eine Frage der Gesundheit

Jeremias Meyer und Philipp Kowalski haben ihren weltwärts-Einsatz bei unserem Partner Prayatn im nordindischen Dholpur absolviert. In ihrem Bericht schildern sie, weshalb der Bau von Wasserpumpen in den Dörfern und Schulen so wichtig ist.

Trinkwasserversorgung in Dholpurr (© Philipp Kowalski)

Trinkwasserversorgung in Dholpur (© Philipp Kowalski)

Ein Bericht von Jeremias Meyer und Phillipp Kowalski

 

Zwar vermittelt die derzeit andauernde Monsunzeit in Indien den Eindruck des Wasserüberschusses, doch ist vor allem der Nordwesten Indiens in den Sommermonaten von Dürreperioden geprägt. Dies gilt insbesondere für Rajasthan, wo wir unseren Freiwilligendienst verbringen. Unsere lokale NGO Prayatn betreut Dörfer in dem District Dholpur, dem östlichsten Teil Rajasthans. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser stellt hier nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale Herausforderung für die Dorfgemeinschaften dar.

Die einzelnen Gemeinden sind in der Regel durch eine zentrale Dorfpumpe versorgt, welche Grundwasser bezieht und so Wasser für jeweils bis zu 100 Familien bereitstellt. Teilweise werden in den Schulen vor Ort zusätzliche Pumpen für die Kinder installiert. Einen Hausanschluss und Wasser aus dem Hahn, wie wir es in Deutschland kennen, gibt es in den Dörfern nicht. Doch eine einzige Pumpe reicht nicht aus. Immer wieder steht unsere Organisation vor dem Problem, dass die Quellen versiegen oder Pumpen defekt sind.

Hat eine Schule beispielsweise keine funktionstüchtige Pumpe, führt dies immer wieder dazu, dass Kinder während der Schulzeit nach Hause gehen, um dort gesammeltes Wasser zu trinken. Das kurzzeitige Fehlen im Unterricht wird oftmals durch die Verrichtung häuslicher Tätigkeiten ausgeweitet. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser in der Schule stellt für unsere Organisation deshalb einen zentralen Aspekt in der Ausstattung dar, um ein regelmäßiges Erscheinen der Schüler garantieren zu können.

Gibt es jedoch nur einen zentralen Wasserzugang im gesamten Dorf, hat eine defekte Pumpe noch weitreichendere Folgen. Ein Beispiel: Als in dem Dorf Narpura die Pumpe kaputt ging, mussten die Frauen der Familien etwa drei Kilometer bis ins nächst gelegene Dorf laufen, um von dort Wasser zu holen. Dies nahm nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern verstimmte auch die benachbarte Dorfgemeinschaft.

Wie das Problem zu lösen sei, das wusste man nicht, denn der Staat ist für die Bereitstellung von Trinkwasser vor Ort verantwortlich. Ein Formular ausfüllen? Einen Antrag schreiben? Unsere NGO zeigte auf, dass die Möglichkeit besteht, eine Regierungshotline anzurufen und das Anliegen vorzutragen. Die Dorfgemeinde zeigte sich beharrlich, meldete das Problem immer wieder und so wurde bereits nach zwei Wochen der Zugang zu einem neuen Trinkwasserbrunnen gebohrt und eine Pumpe errichtet. Auch im kommenden Sommer, wird es wieder zu Ausfällen kommen, auch wenn das Verständnis der Problematik für uns angesichts des anhaltenden Regens derzeit noch schwer zu erfassen ist.

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