Eine Reise ins Ungewisse

Die Abiturientin Fiona Mathewson berichtet von ihrem Freiwilligendienst bei der indischen NGO Imayam, die schwerpunktmäßig Frauenarbeit leistet.

Ein Bericht von Fiona Mathewson:
 

Meine Teampartnerin Larissa und ich haben uns entschieden, acht Monate lang in einem Land zu leben und zu arbeiten, welches für seine vielfältige Kultur, sein scharfes Curry und sein warmes Klima bekannt ist: Indien. „Tschüss, wir sehen uns dann im März wieder!“ sind die vorerst letzen Worte von meinem Vater am Frankfurter Flughafen, bevor es am Security Check heißt: „Bitte holen Sie alle Elektrogeräte und Flüssigkeiten aus ihrer Tasche heraus.“ Sicher betreten wir viele Stunden später den Boden in Coimbatore, wo Malathi, unsere Koordinatorin, uns bereits am Flughafen erwartet und begrüßt.

Die erste Woche im Karl Kübel Institute for Development (KKID) im südindischen Staat Tamil Nadu, dient als Orientierungswoche. Aktivitäten wie „Yoga,“ „Purchase of Clothes“ oder der Besuch eines hinduistischen Tempels stehen auf dem Plan, der uns gleich am Anfang ausgeteilt wird. Meine Freude überdeckt die Müdigkeit von der langen Reise und ich kann es kaum abwarten, die Aktivitäten mitzumachen, die für die Woche geplant sind.

Mit dem Bus durch den Monsunregen

Am besten lernt man das Land und die Leute durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kennen und genau dies tun wir. Um die mit Leben und Menschen gefüllte, lautstarke Stadt zu erreichen, und um das erste Mal mit indischen Rupien an der Supermarktkasse zu bezahlen und typisch indisches Straßenessen wie „Masala Dosa" oder „Idly" zu probieren. Während ich Feuer spucke, da das Essen doch ziemlich scharf ist, höre ich draußen gleichzeitig, wie eine Menge großer Regentropfen sich zu großen Pfützen auf dem unebenen Asphalt ausbreiten. Die Ausläufer des Monsunregens sorgen auch im Verkehr für viel Aufregung, denn die Busfahrten mit offenen Türen erinnern an eine Wasserrutschen-Fahrt im Freizeitpark. Eine Fahrt, wo das eigene T-Shirt schon mal etwas Nässe abbekommt.

Die pralle Sonne der nächsten Tage lässt mich den andauernden starken Regen schon fast wieder missen, als meine Teampartnerin und ich uns mit unseren Mentoren Mrs. Parameshwari und Shaktidevi über die bevorstehenden Wochen unterhalten. Während der Gespräche wird mir immer mehr bewusst, dass die kommende Zeit mit großer Sicherheit nicht nur kulinarisch eine große Umstellung sein wird, sondern auch kulturell.

Der Freiwillgendienst startet mit dem Fest zum Unabhängigkeitstag

Einen eindrucksvollen Einblick in die Kultur Indiens erhalten wir an unserem ersten Tag in der neuen Unterkunft in Coimbatore, als der indische Unabhängigkeitstag laut, bunt und tänzerisch in der Öffentlichkeit gefeiert wird. Und ich bin mittendrin. Auch wenn ich die Inhalte der tamilischen Liedtexte nicht verstehen kann, entgeht mir der Nationalstolz der indischen Bevölkerung nicht. Tatsächlich werden meine Augen feucht, diesmal nicht wegen des scharfen Essens, sondern aufgrund meiner Vorfreude auf die kommenden acht Monate.

Beim ersten Besuch im Büro der „Imayam Social Welfare Association“ ziehen wir, wie an den meisten Orten, erstmal unsere Sandalen aus. Aufgeregt begeben wir uns barfuß auf den Weg ins Büro der Direktorin, in welchem wir offiziell begrüßt werden. Nach der Begrüßung folgt unsere erste Aufgabe: Die Jahresberichte der einzelnen Projekte der NGO lesen und uns Gedanken dazu machen, wie wir uns in den nächsten acht Monaten einbringen können. Wir sind nach wie vor gespannt, wohin die Reise gehen wird.

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