Unsere weltwärts-Freiwilligen berichten von den Herausforderungen und Erfahrungen ihres achtmonatigen Einsatzes im Ausland.
Wie blicken die 16 jungen Frauen und Männer auf ihren weltwärts-Freiwilligendienst zurück, den sie bei Partnerorganisationen unserer Stiftung in Indien oder auf den Philippinen absolviert haben?
Zeit für eine intensive Rückschau bot das Rückkehrer*innenseminar im Mai in Darmstadt. Das einwöchige Seminar ist fester Bestandteil des weltwärts-Programms, wie auch die pädagogische Begleitung vor und während des Freiwilligendienstes. „Es ist wichtig, sich noch einmal in Ruhe sowohl die Herausforderungen, die der Freiwilligendienst mit sich brachte, als auch die positiven Erfahrungen bewusst zu machen“, so Dr. Kirsten Sames. Die Referentin der Karl Kübel Stiftung ist seit mehr als zehn Jahren für das weltwärts-Programm bei der Stiftung zuständig.
Wo konnte man sich bei den Partnerorganisationen gut einbringen? Wo fühlte man sich gebraucht? Wo nicht? Was konnte man über Entwicklungszusammenarbeit in der Praxis lernen? Wie wurde die andere Kultur erlebt? Mit diesen und weiteren Fragen setzen sich die Rückkehrer*innen auseinander.
Einig waren sich alle, viel über sich selbst gelernt zu haben. Dazu gehören mehr Selbstständigkeit, Gelassenheit, Geduld, Offenheit im Umgang mit anderen Menschen oder auch Spontanität. Lia Holz (19), die auf den Philippinen im Einsatz war, sagt: „Neben mehr Selbstvertrauen durch das Reden vor Gruppen, unzähligen tollen Erlebnissen und Erfahrungen und der grundsätzlich fröhlichen und freundlichen Lebenseinstellung der Filipinas und Filipinos nehme ich einiges an Spontanität mit - der Begriff ‘Filipino Time’ ist so ziemlich das Gegenteil der deutschen Pünktlichkeit.”
Lia und anderen Freiwilligen ist bewusst geworden, mit wie wenig Dingen im Alltag man gut leben kann. Sie können ihr privilegiertes Leben in Deutschland nun viel mehr schätzen und haben sich beispielsweise vorgenommen, ihr Konsumverhalten zu überdenken und mit weniger auszukommen. So auch Anna Siebold (20), die ebenfalls auf den Philippinen ihren Freiwilligendienst absolvierte: „Man kommt mit deutlich weniger klar als man denkt und ist mindestens genauso glücklich. Außerdem wird einem erst bewusst, in was für einem übermäßigen Konsum wir hier leben. Das sind auf jeden Fall Dinge, die mein Leben hoffentlich weitreichend verändert haben.“
Sachverhalte, kulturelle Gewohnheiten, Meinungen aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven zu betrachten und nicht gleich zu bewerten – auch dies waren weitere wichtige Lernerfahrungen. „Ich bin dankbar dafür, jetzt mit einer neuen, auch dankbaren Perspektive auf meinen Alltag blicken zu können“, sagt Ben Jonathan Lammers und fügt hinzu: „Als Freiwilliger darf man sich nicht unbedingt als Weltretter in seiner Einsatzstelle verstehen. Dafür fehlen die Kompetenzen. Das Motto lautet eher Lernen durch Erfahren.“
Das weltwärts-Programm und die in den Gastländern gemachten interkulturellen Erfahrungen wurden von einigen Rückkehrer*innen als ein wichtiger Beitrag gesehen, um als Multiplikatoren auch in Deutschland für Perspektivwechsel, Toleranz und damit auch für unsere Demokratie zu werben. Aber es blieb nicht beim Reflektieren und Zurückblicken. Sowohl in Kleingruppen als auch im Plenum überlegten die Freiwilligen, wie der Einsatz ihr Leben verändert hat und ob bzw. wie sie sich in Zukunft hier in Deutschland engagieren wollen.
Am Ende des Seminars gingen die jungen Frauen und Männer einerseits mit Bedauern auseinander, weil sie sich vermutlich in dieser Konstellation nicht wiedersehen, nahmen andererseits aber auch viel Energie und Motivation mit nach Hause für den nun folgenden Lebensabschnitt.
Der weltwärts-Freiwilligendienst wird gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL und mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt.
Dr. Kirsten Sames
Tel.: (06251) 700576
E-Mail: weltwaerts@kkstiftung.de