Asha Deep – mit behinderten Kindern leben und lernen

Nele Halva und Lucia Schachtner absolvierten ihren weltwärts-Freiwilligendienst bei der indischen Karuna Social Service Society. In Asha Deep lebten sie mit behinderten Kindern zusammen und unterstützten diese beim Lernen und in der Freizeit.

Ein Bericht von Nele Halva und Lucia Schachtner

 

Seit August 2018 sind wir in Asha Deep, einem großen  Campus mit einer Schule, einem Kindergarten, vier Hostels, einem Nonnenkonvent, einem Priesterhaus und einer kleinen Tierfarm. Asha Deep liegt in Uttar Pradesh (Nordindien) und ist ein Projekt der NGO Karuna Social Service Society (KSSS), die dort Kinder mit Behinderungen fördert und ihnen den Schulbesuch ermöglicht. 

In den vier Hostels leben Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen. Es gibt ein Hostel für körperbehinderte Kinder, eins für Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen, eins für die älteren Jungs und eins für Kinder mit einer Hörbehinderung. In dem leben wir auch aktuell mit 46 Mädchen und Jungen, zwei Lehrerinnen und drei Schwestern zusammen. Die Kinder sind zwischen fünf und 19 Jahre alt. Die meisten von ihnen wohnen hier, damit sie die Bildung erhalten, die auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgelegt ist. Man kann sich das Prinzip vorstellen wie in einem Internat, zu besonderen Anlässen können die Kinder nach Hause, am Sonntag kommen Familien zu Besuch.

Die St Joseph´s High School Dodrajpur

Die Schule und der Kindergarten auf dem Campus werden von behinderten und nicht behinderten Kindern besucht. Die körperbehinderten Kinder gehen von Anfang an in die Klassen mit den Mädchen und Jungen aus den umliegenden Dörfern. Die anderen behinderten Kinder lernen in speziellen Klassen, damit sie besser gefördert werden können. Die Schüler*innen mit einer Hörbeeinträchtigung wechseln meist zwischen 12 und 14 Jahre in eine Klasse mit Dorfkindern, wenn sie fit genug sind, dem Unterricht ohne Gebärdensprache zu folgen. Die blinden und geistig behinderten Kinder werden bis zum Schulende in separaten Klassen unterrichtet. Ein Großteil der Lehrer*innen und Schüler*innen können Gebärdensprache durch das gemeinsame Lernen und Unterrichten. 

Willkommen in Hogwarts!?

Die Schule ist übrigens wie bei Harry Potter in vier verschiedene Häuser unterteilt: Tagore House, Gandhi House, Mother Theresa House und Nehru House. Die Schüler tragen Namenskarten in den entsprechenden Häuserfarben um den Hals, sammeln Punkte für ihr Haus, zum Beispiel durch Dance Competition, oder verlieren Punkte bei mangelhafter Schuluniform oder Fehlverhalten.

Vielfältige Aufgaben 

Unsere Aufgabe besteht darin, sich hauptsächlich um die hörbehinderten Kinder zu kümmern. Wir helfen ihnen morgens, sich für die Schule fertig zu machen und begleiten sie zum Unterricht. An manchen Tagen unterstützen wir die Lehrer*innen beim Unterrichten in Fächern wie Mathe, Englisch und Kunst. Bei besonderen Anlässen planen wir extra Aktivitäten, wir haben zum Beispiel für ein Schulfest einen Tanz einstudiert. Nachmittags treffen sich alle Kinder und spielen gemeinsam Fußball, Fangen oder Federball. Später werden Hausaufgaben gemacht. Wir unterstützen die Kinder bei den Aufgaben oder lernen selbst Hindi. Die Kinder sind  von Montag bis Samstag in die Schule, sonntags können wir also Freizeit gestalten. Wir spielen dann Spiele, basteln oder knüpfen Armbänder.

Von behinderten Kindern lernen

Es gefällt uns gut hier in Asha Deep. Wir haben viel Spaß mit den behinderten Kindern und wir lernen auch von ihnen, sind sensibler für ihre Belange geworden. Im Umgang mit den tauben und schwerhörigen Kindern haben wir zum Beispiel gemerkt, dass wir mittlerweile viel mehr auf unsere Mimik und Körpersprache achten. Wir lernen hier auch Gebärdensprache, dabei achtet man sehr stark auf Ausdruck und auf die Genauigkeit der Bewegungen und Zeichen. Einige der geistig behinderten Kinder sind offener und haben keine Berührungsängste, das war anfangs ungewohnt. Aber eigentlich fällt es uns nicht schwer, damit umzugehen. Wir nehmen die Kinder wie sie sind!

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