Das Odenwald-Institut feierte sein 40-jähriges Bestehen mit einem Festakt und Tag der offenen Tür.
40 Jahre Odenwald-Institut sind ein Grund zum Feiern! Fotos: © Odenwald-Institut/Stefan Mikolon
Unter dem Motto „Vergangenheit würdigen – Gegenwart sehen – Zukunft denken“ feierte das Odenwald-Institut an zwei Tagen 40 Jahre Bildungsarbeit. Es war ein Fest der Begegnung, zu dem viele Besucher, Teilnehmende, Seminarleitende, die Karl Kübel Stiftung, prominente Vertreter aus Politik und Wirtschaft kamen und mitfeierten. Auch die Gründerin des Instituts, Mary Anne Kübel, war dabei. Sie hatte es mit ihrem Mann Karl Kübel ins Leben gerufen.
Fernsehmoderatorin Doro Plutte führte während des Festakts durch das Programm, bei dem Kabarettist Christian Verhoeven mit seiner Erfahrung als Feuerwehrmann für Schmunzeln sorgte. Sein Rezept, um mehr Männer auf die Tromm zu locken: loben, loben, loben!
Matthias Wilkes, Stiftungsratsvorsitzender der Karl Kübel Stiftung, betonte, dass das Odenwald-Institut mit bislang 250.000 Teilnehmenden ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region sei und dafür sorge, dass der Odenwald selbst über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt sei. „In Indien kommen Menschen zusammen, weil das Odenwald-Institut gegründet wurde.“ Es stehe als eigenständige Einrichtung in der Karl Kübel Stiftung am längsten für Bildung, aus der die weiteren drei Bildungsinstitute hervorgegangen seien. Wilkes würdigte die Pionierleistung und den Mut von Mary Anne Kübel: "Damals wusste man ja auch nicht, wie geht das denn aus?“
„Erstaunlich, seit 40 Jahren dieselben Methoden, heute jedoch mit weitreichenderen Wechselwirkungen als früher“, stellte Daniela Kobelt Neuhaus vom Vorstand der Stiftung fest. Das liege vermutlich daran, dass es um die Kernprozesse des menschlichen Seins gehe, um das Lebensdreieck „Ich-Du-Wir“ in immer neuen Formen, die Lust machen, sich damit auseinanderzusetzen. Kobelt Neuhaus wies darauf hin, dass für Kinder noch etwas getan werden sollte in Form von Docking Stations zwischen den Seminarhäusern. Im Namen der Stiftung überreichte sie ein „Design-Thinking-Modell“ als Geschenk mit den Mitteln zum Bau. Zusammen mit dem neu entstehenden Natur-Spiel-Ort wird das Odenwald-Institut dadurch insbesondere für Familien attraktiver.
Schon jetzt genießt das Institut nach Aussagen von Szenekennern einen sehr guten Ruf, weil seine Methodenvielfalt in Europa einzigartig sei. Einzigartig sind auch die Kombination aus beruflicher und familiärer Bildung sowie das besondere Hauskonzept, bei dem die Teilnehmenden noch heute ihren Alltag gemeinsam gestalten und die Küche, wie bei jeder Party, zum Ort der guten Gespräche wird.
Frühkindliche Bildung ist auch etwas, das Landrat Christian Engelhardt am Herzen liegt. „Sie schaffen etwas, das uns im Kreis sehr wichtig ist: Haltung! Mich interessiert, was Ihre Vision war. Das, was daraus entstanden ist, ist fantastisch“, wandte er sich an Mary Anne Kübel und an alle anderen mit den Worten: „Das, was Sie hier tun, hinterlässt Fußspuren. Darauf können Sie stolz sein.“ Mary Anne Kübel sagte , dass es wohl eine glückliche Fügung mehrerer Umstände gewesen sei. Gekommen sei sie nicht mit einer Vision, sondern der Liebe wegen. Der intensive Austausch mit ihrem Ehemann, das Abkommen über ein eigenes Projekt, die finanzielle Unterstützung der Stiftung, die konzeptionelle Arbeit und der intensive Austausch mit den Seminarleitenden hätten zum Gelingen geführt. „Das Allerschönste war, dass die Teilnehmenden wieder gekommen sind, so konnten wir nach wenigen Jahren ganze Kursreihen anbieten.“ Die vielfältigen längerfristigen und modularen Weiterbildungen sind heute ein wachsender Bereich. Für viele gibt es anerkannte Zertifikate und Fördermöglichkeiten über Bund- und Länderprogramme.
Glückwünsche zum 40-jährigen Bestehen überbrache Staatssekretär Dr. Wolfgang Dippel im Namen des Landes Hessen. Er betonte den Wert von Bildung für die Demokratie. Auf dem Weg des lebenslangen Lernens sei das Odenwald-Institut ein verlässlicher Partner. Erstmals auf der Tromm bestätigt er das, was die Teilnehmenden so sehr schätzen: „Man fühlt sich wie in einer Gemeinschaft.“
Für demokratische Strukturen, Mitbestimmungsrecht und gemeinsame Entwicklung auf Basis der humanistischen Psychologie – dafür standen Mary Anne und Karl Kübel, als sie mit einem Forschungsprojekt begannen, aus dem 1978 das Odenwald-Institut hervorging. Allerdings nicht ganz widerstandlos, wie der Grasellenbacher Bürgermeister Markus Röth berichtete. Er habe damals mit einer Bürgerinitiative das Institut verhindern wollen. „Das ist gut ausgegangen, das Odenwald-Institut hat es gut ohne uns hingekriegt, den Odenwald weltweit bekannt zu machen“, so Röth. Heute gibt es gemeinsame Aktionen. „Das aktuelle Kooperationsprojekt – der Natur-Spiel-Ort vor dem Trommer Hof befindet sich auf der Zielgeraden.“
„Das Konzept ist geblieben, wenn auch der Name sich verändert hat“, so die Institutsleitenden Dr. Sigrid Goder-Fahlbusch und Peter Jakobs. Heute trägt das Odenwald-Institut den Namenszusatz „für Kompetenz und Persönlichkeit“ und spiegelt das ganzheitliche Konzept sowie das Wirken in alle Lebensbereiche. Haltung und Werteorientierung sind gleich geblieben, doch passt sich die Arbeit flexibel an die Herausforderungen an.
Ein Konzept, das auf reges Interesse stößt, wie auch der Methodentag mit über 480 Personen in 25 Workshops zeigte. Neben Workshops gab es an diesem Tag auch ein buntes Programm für Klein und Groß. An das schöne Fest werden sich viele noch lange gern erinnern.