In unserem Odenwald-Institut bilden sich 25 Teilnehmende erfolgreich zur Fachkraft für Sprache und Kommunikation weiter
Sprache, Spracherwerb und -entwicklung in Krippen und Kitas ist ein wichtiges Element, um Kindern Teilhabe, unabhängig von Herkunft und Geschlecht, zu ermöglichen.
Die Karl Kübel Stiftung und ihr Odenwald-Institut sehen sich in der frühkindlichen Bildung in der Verantwortung und bieten daher in Kooperation mit Prof. Dr. Yvonne Decker-Ernst und Prof. Dr. Elmar Stahl eine kostenfreie Fortbildung für Kita-Mitarbeiter*innen und weitere Interessierte zur Fachkraft für Sprache und Kommunikation an. Die beiden Professor*innen haben mit ihrem Team von der Pädagogischen Fachhochschule Freiburg das Konzept für diese Literacy-Qualifizierung entwickelt und mehrfach erfolgreich durchgeführt. Erstmals wurde das Konzept auf Hessen übertragen und im Odenwald-Institut angeboten.
An der mehrtägigen Fortbildung, die in mehreren Modulen in Präsenz und online stattfindet, nehmen insgesamt 25 Kita-Fachkräfte, -Fachberater*innen sowie Schulbegleiter*innen aus ganz Hessen teil. Dabei geht es um Themen wie Sprachentwicklung mit Fokus auf Alltags- und Bildungssprache, die Bedeutung früher Literalität, Sensibilisierung für und Umgang mit Diversität, insbesondere im Kontext von Zwei- und Mehrsprachigkeit, Sprachförderstrategien, Literacy unter besonderer Berücksichtigung (digitaler) Medien.
Literacy ist ein Begriff aus der englischsprachigen Fachliteratur. Er umfasst mehr als die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, sondern auch Text- und Sinnverständnis, Erfahrungen mit der Lese- und Erzählkultur der jeweiligen Gesellschaft, Vertrautheit mit Literatur und anderen schriftbezogenen Medien (inkl. Internet) sowie Kompetenzen im Umgang mit der Schriftsprache. Kurzum: Es geht darum, einen Zugang zu Sprache zu finden.
Mit dem Motto „Kleine Brötchen backen statt das große Brot“ begeisterten Decker-Ernst und ihr Kollege Stahl die Teilnehmenden im letzten Präsenzseminar und zeigten auf, worauf es ankommt: Aufmerksam sein, anders hinhören und einen Zugang finden.
Dabei spielt Selbstreflexion eine große Rolle. Viele, insbesondere die Fachkräfte mit Migrationshintergrund fragten sich: Wie gehe ich selbst mit Sprache um? Wie habe ich es als Kind erlebt? Sind es die Grenzen der Sprache oder sind es meine eigenen Grenzen, die mich zurückhalten? Eine Kita-Fachberaterin sagte: „Ich habe nun einen anderen Blick auf die Sprache, ein anderes Bewusstsein entwickelt und kann besser eine andere Perspektive in der Kita-Beratung einnehmen.“
Mit Kindern ins Gespräch kommen
Ganz wichtig ist auch der Beziehungsaufbau: Mit den Kindern sprechen, besonders mit denen, die zurückgezogen, schüchtern sind oder die Sprache nicht können. „In einem Gespräch über den Namen auf seinem Rucksack habe ich den Zugang zu einem Kind gefunden“, berichtete eine Kita-Mitarbeiterin. Solche kleinen Dialoge ermöglichen es, Vertrauen aufzubauen und Kinder sprachlich einzubinden.
Die Teilnehmenden nahmen viel Wissenswertes mit nach Hause. Ihre Ideen reichten von Buchstaben auf Augenhöhe der Kinder, Sticker, Fotos und beschriftete Karten bis zu Lesewerkstätten und altersgerechten Schreibwerkstätten. Bücher in beschrifteten Themenkisten, Bildchen an Gegenständen oder Lebensmittelkarten hinter den Speisen – all das schafft spielerisch Zugang zur Sprache. Eine Teilnehmerin berichtete: „Wir arbeiten viel in der Natur. Ich werde mit den Kindern ein 'Forscherbuch' zu einer Vogelfamilie anlegen, die wir vom Nestbau bis zur Aufzucht der Jungen beobachtet haben.“ Eine weitere schöne Idee, um die Sprachentwicklung von Kindern zu fördern!
Im April 2025 startet die Literacy-Qualifizierung mit neuen Teilnehmenden, damit das Konzept in möglichst vielen Einrichtungen umgesetzt werden kann.
Geben Sie Kindern die Chance, sich sprachlich gut zu entwickeln, und unterstützen Sie das Projekt mit Ihrer Spende!