Vom Rohrmesser zu Papier und Stiften

Während der Corona-Pandemie nahm die Kinderarbeit wieder zu. Die Karl Kübel Stiftung und ihr philippinischer Partner Quidan Kaisahan kämpfen dagegen erfolgreich an.

Erwin und seine sieben älteren Geschwister wuchsen ohne Vater auf. Bereits als Zwölfjähriger musste der Filipino mithelfen, den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern, ohne die Schule abschließen zu können. 

Mit dem Arbeiten hatte er während der Corona-Pandemie begonnen. Ein regelmäßiger Schulbesuch war damals nicht möglich und das Einkommen seiner Mutter von der Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern reichte oft nicht aus, um die Grundbedürfnisse der Familie zu decken. Daher begann auch Erwin auf den Zuckerrohrfeldern zu arbeiten. Pro Tag verdiente er etwa 200 Pesos, das entspricht ungefähr 3,20 Euro.

Als Erwin fast die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Schule aufgegeben hatte, traf er einen Lehrer des Alternativen Lernsystems (ALS), der ihn ermutigte, sich dafür anzumelden. Ohne zu zögern, ergriff Erwin die Gelegenheit: „Die Teilnahme am Alternativen Lernsystem gab mir die Hoffnung, meine Grundschulbildung abschließen zu können.“

Rund ein Jahr holte er Versäumtes in einem staatlichen ALS-Zentrum nach, die von unserem lokalen Partner Quidan Kaisahan unterstützt werden. Die Karl Kübel Stiftung und Quidan Kaisahan arbeiten mit Behörden, Elterngruppen und Schulen zusammen, damit Kinder wie Erwin versäumten Lernstoff nachholen können. Darüber hinaus ermöglichen wir, Familien finanzielle Unterstützung, Bewusstseinsbildung und die Einrichtung eines Kindesschutzsystems auf Gemeinde- und Bezirksebene. 

Erwin bestand die Abschlussprüfung und konnte in die Sekundarstufe wechseln. Derzeit besucht er die 7. Klasse in der Antipolo National High School, arbeiten geht er nicht mehr. Jetzt steht er jeden Morgen um 4 Uhr auf, um sich eine Stunde später auf den sieben Kilometer langen Schulweg zu machen. Statt eines Rohrmessers hält er nun Stifte und Papier in der Hand. 

Seine Familie hat die Bedeutung von Bildung erkannt und ermöglicht ihm trotz der finanziellen Herausforderungen den Schulbesuch. Durch die Eltern-Selbsthilfegruppe in ihrer Gemeinde und die Arbeit in einem Existenzsicherungsprojekt, einem Sari-Laden, erhält Erwins Mutter Unterstützung. 

Erwin möchte später gern als Polizist arbeiten und ist entschlossen, seine Träume zu verwirklichen. Er möchte die Sekundarschule abschließen, sich um die Zulassung zum College bemühen und vor allem nie wieder in die Kinderarbeit zurückkehren müssen.

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