Nisa hat ihr Leben wieder im Griff

Durch unser Projekt erhielt das Mädchen Unterstützung und fand aus der Prostitution heraus.

Nisa* wächst in ärmlichen Verhältnissen auf den Philippinen auf. Ihre Familie lebt beengt in einer kleinen Hütte nahe Cebu City, zwei ältere Geschwister sind bereits ausgezogen, sodass sie zu neunt dort leben. Geld für einen neuen Badeanzug, fürs Handy oder andere Dinge, die sich die Jugendliche wünscht, haben ihre Eltern nicht. 

Die Armut setzt Nisa zu. Sie ist eine gute Schwimmerin, trainiert regelmäßig und hat schon an mehreren Wettkämpfen erfolgreich teilgenommen. Weil für den dringend benötigten neuen Schwimmanzug und weiteres Equipment das Geld fehlt, hört Nisa auf zu trainieren. 

Nach der Schule trifft sie sich mit Freundinnen, bleibt abends lange fort und trifft sich, wie die anderen Mädchen, mit Männern. Nisa ist damals 14 Jahre alt. „Die Männer waren nur ein paar Jahre älter, so zwischen 17 und 19 Jahre“, erzählt die inzwischen 16-Jährige. Es bleibt nicht bei harmlosen Flirts. Nisa schläft mit ihnen – für Geld: „Davon bin ich Essen gegangen, habe Reis für die Familie oder andere Dinge gekauft, die ich brauchte.“ 

Nisa beginnt zu trinken. Rum, Brandy, Gin – Hochprozentiges, um sich zu betäuben, bevor sie Sex mit Männern hat. Wie sie verhütet, weiß sie aus dem Internet. Wenn Nisa mal über Nacht wegbleibt, gibt ihr eine Freundin ein Alibi. „Das haben wir uns gegenseitig gegeben“, erzählt sie. Mit der Zeit spürt Nisa, dass das, was sie tut, nicht in Ordnung ist. Als eine Freundin sie einlädt, an einem Treffen von Bidlisiw teilzunehmen, muss sie nicht lange überlegen und kommt mit.

Betroffene Kinder und Familien erhalten umfangreiche Unterstützung
Bidlisiw ist eine philippinische Hilfsorganisation. Die Karl Kübel Stiftung setzt mit der Partnerorganisation seit 2016 Projekte um, damit Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch geschützt werden und Betroffene unterstützt werden, eine andere Perspektive zu finden. Auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen werden einbezogen. Betroffene Mädchen und Jungen sowie deren Familien werden über Monate hinweg begleitet und erhalten Unterstützung, z.B. psychologische Beratung, Nahrungsmittel. 

Nisa lernt bei dem Treffen von Bidlisiw Mädchen kennen, die in der gleichen oder einer ähnlichen Situation wie sie stecken. „Ich habe bereut, was ich getan habe, und habe mich schuldig gefühlt, weil ich meine Eltern angelogen habe“, sagt Nisa. Eine Mitarbeiterin von Bidlisiw überlegt mit ihr und ihren Eltern, welche Unterstützung sie benötigen. Nisa erhält z.B. Materialien für die Schule, auch einen Badeanzug, um wieder am Schwimmtraining teilnehmen zu können. Außerdem nimmt sie regelmäßig an den Treffen mit den anderen Mädchen teil. Nisa: „Dort konnte ich über alles reden, auch wie ich mich fühle. Es ist hilfreich zu sehen, dass es anderen genauso geht wie mir.“ 

Um die wirtschaftliche Not der Familie etwas zu lindern, erhalten ihre Eltern Lebensmittel und ein bisschen Geld. „Wir haben auch an einem zweitägigen Seminar teilgenommen, in dem es um Kinderrechte, Kindesschutz und Kommunikation ging“, erzählt Nisas Mutter. Die 57-Jährige kann sich noch gut daran erinnern, wie frustriert sie war, als ihre Tochter ihr erzählte, wo sie sich rumgetrieben hatte. Was ihre Mutter nicht weiß ist, dass Nisa ihr ein Detail verschwiegen hat – die Tatsache, dass sie auch mit Männern geschlafen hat. „Es ist besser so“, sagt Nisa.

Nisa hat ihr Ziel vor Augen
Zurzeit besucht sie die 9. Klasse der Junior High School. Sie wird nach wie vor von einer Sozialarbeiterin des Projekts betreut und unterstützt. Neben dem Unterricht jobbt Nisa als Zimmermädchen in einem Hotel. Umgerechnet verdient sie rund 7 Euro am Tag, davon kauft sie Dinge für sich, unterstützt aber auch die Familie. Ihr Vater ist Fischer, verdient nicht genug, um die große Familie ausreichend ernähren zu können. Nisas Mutter, die während der Pandemie ihren Job als Verkäuferin verlor, hat seit einiger Zeit eine Anstellung als Haushaltshilfe gefunden.

Nisa trainiert wieder fleißig, um eine erfolgreiche Schwimmerin zu werden. Vor einiger Zeit nahm sie an einem Wettbewerb teil und belegte erfolgreich den ersten Platz. Ihr Hobby hilft ihr, nicht wieder rückfällig zu werden. Außerdem engagiert sie sich in einer Gruppe, die Kinder über ihre Rechte aufklärt. Nisa lernt fleißig in der Schule, ist früh zu Hause und hilft im Haushalt. „Jetzt ist alles wieder gut“, sagt ihre Mutter, die dankbar für die Unterstützung unseres Projekts ist. 

*Name geändert

Unterstützen Sie unsere Arbeit, damit wir noch mehr Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch schützen und Betroffenen helfen können.

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