Auf den Philippinen ziehen Eltern, Kinder, Lehrkräfte, Behörden und private Unternehmen mithilfe unserer Projekte an einem Strang im Kampf gegen Verschleppung und sexuelle Ausbeutung.
Obwohl die Philippinen umfassende Gesetze und einen nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel haben, gibt es großen Handlungsbedarf, denn es mangelt an Präventions- und Schutzsystemen sowie an Programmen für Risikogruppen und Betroffene.
Schätzungen von UNICEF zufolge werden jährlich bis zu 100.000 Kinder auf den Philippinen innerhalb des Landes oder außerhalb verschleppt und kommerziell sexuell ausgebeutet. Hinzu kommen unzählige Fälle von sexueller Ausbeutung von Kindern im Internet, die in den vergangenen Jahren explosionsartig zugenommen haben, sowie Fälle von Kinderarbeit in anderen Bereichen.
Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Bidlisiw und weiteren Partnern kämpfen wir seit Jahren auf mehreren Ebenen dagegen an. Eine wichtige Rolle spielt dabei, Kinder, Eltern, Lehrkräfte, Mitarbeiter*innen in Behörden und Unternehmen für Kinderrechte und Kindesschutz zu sensibilisieren, denn die Gefahr ist vielen nicht bewusst.
Eltern engagieren sich ehrenamtlich in Wächtergruppen
Geraldine Enaso ist Mitglied einer Elterngruppe in Danao City (Cebu), die im Zuge unseres Projekts entstand. Die Gruppe übernimmt eine Wächterfunktion in der Gemeinde: Die Mitglieder tragen Informationen und Daten zum Kinderhandel aus ihrer Gemeinde zusammen, sind in vielen Fällen erste Ansprechpartner*innen, gehen Verdachtsfällen nach, sprechen mit Kindern und Familien und informieren bei Bedarf die Polizei oder andere Behörden. Enaso berichtet von Fällen in ihrem Bezirk, in denen Kinder sexuell missbraucht wurden, und von zwei Mädchen (13 und 17 Jahre), die mit Versprechungen nach Manila gelockt werden sollten. Zum Glück konnte die Mutter der beiden rechtzeitig die Behörden einschalten. Um Kinder und Jugendliche vor Menschenhandel und Missbrauch zu schützen, ist Enaso oft spät abends in ihrem Viertel unterwegs.
Im September 2023 starteten wir ein Konsortialprojekt mit vier Partnerorganisationen, um noch wirksamer gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen agieren zu können. Wir sind in drei großen Regionen auf den Philippinen aktiv: Luzon, Visayas und Mindanao. Im August beginnt ein weiteres Projekt zum Kindesschutz in Mindanao. Die Projekte setzen auf verschiedenen Ebenen an: Aufklärung und Bewusstseinsbildung, Unterstützung der Opfer und Familien, Stärkung von Institutionen und Stärkung und Vernetzung zivilgesellschaftlicher Organisationen.
Die 40-Jährige spricht die Minderjährigen an, macht insbesondere Mädchen und junge Frauen auf Gefahren aufmerksam. Sie kennt Fälle, in denen Mädchen auf der Straße gekidnappt wurden: „Dann fährt ein großes Auto vor und sie werden hineingezerrt.“ Armut treibt viele in die Prostitution, mitunter verkaufen die Jugendlichen ihren Körper für Brot und ein paar Snacks. „Ich treffe jeden Tag Kinder, die Hilfe benötigen. Ich sage ihnen, wo sie welche bekommen und gebe ihnen die Telefonnummer“, erzählt Enaso, die auch in engem Kontakt mit Sozialarbeiterin Cathy Flores steht.
„Wir wissen, dass Menschenhandel ein großes Problem ist“, so Flores. Ihre Sozialbehörde kooperiert mit der Polizei und sensibilisiert andere Stellen, um Anzeichen von Menschenhandel zu erkennen und vorzubeugen. Darüber hinaus kümmert sich Flores darum, dass Familien die Hilfe erhalten, die sie benötigen, sei es finanzielle oder psychosoziale Unterstützung.
Um möglichst viele Kinder über ihre Rechte aufzuklären und sie für Gefahren zu sensibilisieren, arbeiten unsere Partner auch mit Schulen zusammen und richten Kinderunterstützungsgruppen ein. Diese Gruppen werden von Jugendlichen geleitet, die zuvor im Bereich Kinderrechte und Kindesschutz ausgebildet wurden.
Mitarbeitende in Häfen und im Tourismusgewerbe werden geschult
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Einbeziehung der privaten Wirtschaft, denn Hafennähe und Tourismus sind Faktoren, die Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen begünstigen. Daher werden auch Hafenarbeiter*innen und Angestellte von Unternehmen und Hotels für Kindesschutz sensibilisiert. So wie Marissa Vos, die an einer Hotelrezeption arbeitet und seitdem genauer nachfragt und sich den Ausweis des Erwachsenen zeigen lässt, wenn er mit einem Kind eincheckt. In Verdachtsfällen wendet sie sich an die Ansprechperson in ihrer Gemeinde. Vos: „Im Schnitt haben wir jeden Monat einen Fall von Menschenhandel oder sexueller Ausbeutung.“ Sie ist froh, gemeinsam mit ihren Kolleg*innen und allen anderen Beteiligten unseres Projekts etwas tun zu können, um Kinder besser vor Menschenhandel und sexuellem Missbrauch zu schützen.