Mit unserem Projektpartner JPIC-IDC kämpfen wir gegen Sextourismus und Menschenhandel auf den Philippinen. Die Partnerorganisation wurde dafür erneut ausgezeichnet.
Türkisblaues Wasser, weiße Sandstrände – die Insel Siagaro ist bei Urlauber*innen sehr beliebt. Innerhalb weniger Jahre stieg der Tourismussektor hier um mehr als zehn Prozent. Die Kehrseite: Mit den in- und ausländischen Touristen kommen auch jene, die es auf Sex mit Minderjährigen abgesehen haben. Zunehmend werden Urlauber in Begleitung von jungen minderjährigen Mädchen oder Jungen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren beobachtet.
Neben dem Tourismus fördert die Präsenz von Bergbauunternehmen in der Provinz Surigao del Norte, zu der die Insel gehört, die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Frauen. Während die Schiffe vor Anker liegen, die die abgebauten Mineralien transportieren sollen, werden Kinder und junge Frauen von Zuhältern und Zwischenhändlern auf kleinen Booten an Bord gebracht, um Sexdienste für die Besatzung zu leisten.
Obwohl die Philippinen mittlerweile als Vorreiter bei der Bekämpfung der kommerziellen sexuellen Ausbeutung gelten und u.a. einen nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel entwickelt haben, fehlt es am öffentlichen Bewusstsein für Sextourismus und Menschenhandel sowie an übergreifenden und abgestimmten Kontrollmechanismen. Nach wie vor gibt es großen Handlungsbedarf.
Gemeinsam mit ihrer philippinischen Partnerorganisation Justice, Peace & Integrity of Creation - Integrated Development Center (JPIC-IDC) setzt die Karl Kübel Stiftung seit 2018 ein Projekt zur Bekämpfung des Menschenhandels in der Provinz Surigao del Norte im Nordosten Mindanaos um. Ziel ist es, nachhaltige und wirksame Strukturen und Kapazitäten aufzubauen sowie die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren.
Unsere Partnerorganisation Justice, Peace & Integrity of Creation - Integrated Development Center (JPIC-IDC) ist für ihre Kampagne gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern im Nordosten Mindanaos von der Menschenrechtsorganisation „International Justice Mission“ im Dezember 2020 ausgezeichnet worden. Es ist nicht die erste Auszeichnung dieser Art. JPIC-IDC wurde u.a. zu Beginn des Jahres vom regionalen Sozialministerium für seinen Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern geehrt. Wir arbeiten bereits seit rund 20 Jahren mit JPIC-IDC zusammen und freuen uns mit ihnen über die große Anerkennung.
Unser Projekt richtet sich an rund 226.000 Menschen, darunter Akteur*innen im Tourismus- und Transportsektor, im Schulwesen, auf Gemeinde- und staatlicher Ebene sowie an Mitarbeiter*innen von nationalen und internationalen Organisationen.
JPIC-IDC schult z.B. Jugendliche, Gemeindevertreter*innen, Bergbaumitarbeiter, Medienleute, die dann als Multiplikatoren über sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel aufklären. Ferner werden Mitarbeiter*innen staatlicher Institutionen, Lehrer*innen, Motorrad-Taxifahrer*innen, die Küstenwache, Hafen- und Hotelangestellte über das Thema Kinderschutz, Kinderhandel und Schutzgesetze informiert. Checkt zum Beispiel ein Gast in einem Hotel mit einem minderjährigen Kind ein, verlangen die Angestellten jetzt den Ausweis des Kindes, um prüfen zu können, ob es sich um ein Elternteil mit Kind handelt oder nicht. Bei Verdachtsfällen können sie sich an die Polizei und das Sozialamt wenden. Am Hafen von Surigao City ist eine Unterstützungsstelle (Help Desk) eingerichtet, die aufgegriffenen Opfern von Frauen- und Kinderhandel weiterhilft. Darüber hinaus werden Mitarbeiter*innen der Polizei, der Staatsanwaltschaft und des Sozialministeriums im Umgang mit Opfern von Menschenhandel geschult.
Um weite Teile der Bevölkerung für die Themen sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel zu sensibilisieren, hat sich der Einsatz des Cinemobils bewährt. Das mobile Kino fährt von Dorf zu Dorf und zeigt einen Zeichentrickfilm über sexuelle Ausbeutung. So werden Kinder und Erwachsene auf eine sehr zugängliche Art und Weise auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Kinder und Jugendliche erfahren zugleich, wie sie sich schützen können.
Das Projekt läuft bis April 2022 und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Arche Noah Stiftung mitfinanziert.
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