Hygiene, sauberes Wasser und eine gesunde Ernährung sind die Basis für eine bessere Zukunft
„Unter neun Kilogramm. Das ist zu wenig“, sagt Preeti Kumari und notiert das Gewicht des zweijährigen Mädchens auf der Waage. Die Ernährungsberaterin klärt im nordostindischen Bihar die Dorfbevölkerung über Gesundheitsvorsorge auf und verteilt Nahrungsergänzungsmittel für mangelernährte Kinder. Bihar zählt zu den ärmsten und rückständigsten Regionen Indiens. Besonders hart trifft es die hier lebenden Dalit-Gemeinschaften, die sogenannten „Unberührbaren.“
Um den Teufelskreis aus Armut, Krankheit und Ausgrenzung im Globalen Süden zu durchbrechen, setzt sich die Karl Kübel Stiftung in ihrer Projektarbeit für die Gesundheitsversorgung benachteiligter Menschen ein. Damit orientiert sie sich an der Forderung der Vereinten Nationen, allen Menschen ein gesundes Leben zu ermöglichen. Praktische Maßnahmen wie der Bau von Trinkwasserbrunnen und Toiletten gehen dabei Hand in Hand mit Aufklärungskampagnen und Schulungen lokaler Gesundheitshelfer*innen. Auch im Kampf gegen HIV sind wir seit vielen Jahren in unserem Schwerpunktland Indien aktiv.
Ernährungsberater*innen wie Preeti Kumari machen im Auftrag unserer Projektpartner Hausbesuche, klären Dorfbewohner*innen über Gesundheitsvorsorge auf, geben praktische Tipps zu gesunder Ernährung und beraten Mütter und Schwangere. Sie organisieren Gesundheitscamps, bei denen sich die Menschen ärztlich untersuchen, impfen und behandeln lassen können. So verankern wir eine umfassende Gesundheitsversorgung vor Ort – lange über das Ende unserer Projektförderung hinaus.
Wie wichtig Händewaschen mit Seife ist, lernen bereits Schulkinder im südindischen Tamil Nadu auf spielerische Art und Weise im Rahmen unseres WASH-Programms. Mit dem Programm haben wir schon jetzt mehr als 10.000 Schüler*innen erreicht und wollen die Hygieneschulungen in den kommenden Jahren für rund 5.500 weitere Kinder und Jugendliche durchführen.
„In dem WASH-Projekt in meiner Schule habe ich alles über Händewaschen, sauberes Trinkwasser und die Benutzung von Toiletten gelernt. Mein Schulalltag ist dadurch angenehmer und sicherer geworden.“ (5. Klässlerin / Coimbatore)
Über die Schüler*innen gelangt das Wissen zur Hygiene auch in die Familien und zu den Dorfbewohner*innen. Ziel ist es, dieses erfolgreiche Gesundheitsprogramm in den kommenden Jahren auf ganz Südindien auszuweiten.
In Südasien sterben nach Angaben von UNICEF jährlich 300.000 Kinder an Durchfallerkrankungen infolge mangelnder sanitärer Anlagen und Hygiene. Jede/r zweite Inder*in nutzt bis heute keine Toilette. Unser WASH-Programm leistet einen Beitrag zur Erreichung des globalen Ziels für nachhaltige Entwicklung Nr. 6 „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung“.
Fehlende Sanitäranlagen haben neben gesundheitlichen auch gravierende gesellschaftliche Folgen: Das Fehlen getrennter Toiletten für Mädchen und Jungen führt beispielsweise dazu, dass in Indien jedes fünfte Mädchen mit Beginn der Menstruation die Schule abbricht. In unserem laufenden Projekt werden deshalb in den kommenden Jahren an 53 Grund- und Hauptschulen im südindischen Tamil Nadu getrennte Toiletten errichtet. Damit sinkt die Gefahr von Infektionskrankheiten und der Schulbesuch bei Mädchen während der Menstruation steigt deutlich an.
medizinische Versorgung, Aufklärung, Prävention, gesellschaftliche Teilhabe
2011
verschiedene Distrikte im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu
8.500 Menschen (Kranke/ Risikopersonen / Familienangehörige etc.) werden unterstützt
25.000 zivilgesellschaftliche Akteur*innen werden für die Rechte und Bedarfe der Betroffenen sensibilisiert
Mit 2,1 Millionen HIV-Infizierten ist Indien das Land mit der drittgrößten HIV-Pandemie der Welt. Doch nur jeder zweite Infizierte erhält eine medizinische Behandlung, viele sind vom Schulbesuch oder einer Ausbildung ausgeschlossen. Besonders verbreitet ist die Krankheit unter den Wanderarbeiter*innen der Textilindustrie in Tamil Nadu, dem Baumwollgürtel Indiens. Unser dortiges Programm für HIV-Erkrankte zielt darauf ab, die Patient*innen medizinisch zu versorgen, sie wieder in den gesellschaftlichen und beruflichen Alltag zu integrieren. Viele Kinder haben ihre Eltern bereits durch HIV/Aids verloren. In einem Kinderheim werden gemeinsam mit dem lokalen Partner (NMCT) 30 Mädchen aus betroffenen Familien betreut. Langfristig angelegte Netzwerke, wie das gemeinnützige Positiv-Netzwerk Santthipom, setzen sich für die Rechte der Betroffenen ein.
Darüber hinaus fördern wir die Entwicklung innovativer Ansätze im Gesundheitssektor. Als Ideenschmiede fungiert hier unser indisches Bildungsinstitut, das Karl Kübel Institute for Development Education (KKID), im südindischen Coimbatore. Vertreter*innen von Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen treffen dort zusammen, um neue, bedarfsgerechte Gesundheitsprogramme zu entwickeln.
„Bei unseren Besuchen in den Dörfern trafen wir auf Menschen, die akut an Bluthochdruck litten. Die Menschen waren sich dessen weder bewusst, noch hätten sie sich einen Krankentransport leisten können“, berichtet beispielsweise Prof. Dr. Martina Brückmann, Clinical Development Officer bei Boehringer Ingelheim und Teilnehmerin einer sogenannten „Leadership-Woche“ am KKID. Vor diesem Hintergrund entwickelten die teilnehmenden Fachleute in Kooperation mit der Karl Kübel Stiftung ein Schulungsprogramm für lokale Gesundheitshelfer*innen, um lebensbedrohliche Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes auch bei Bewohner*innen abgelegener Regionen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende, damit mehr Menschen in Entwicklungsländern eine bessere Gesundheitsversorgung erhalten!