Das Ausbildungszentrum ist fertig

Mitten in der Steppe Kenias haben die ersten Jugendlichen bereits eine Berufsausbildung begonnen und dadurch neue Zukunftschancen erhalten.

Die Jugendlichen in den Steppen Nordkenias stehen vor einer großen Herausforderung: Traditionell sind sie für das Hüten der Viehherden verantwortlich, doch Dürreperioden und heftige Regenfälle bedrohen diese Lebensweise immer mehr. Dadurch verlieren sie nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihre gesellschaftliche Rolle und Aufgabe. Ein Ausbildungszentrum bietet den Jugendlichen jetzt völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten.  

Bis heute lebt die indigene Bevölkerung in den Steppen Nordkenias nomadisch. Ihre Lebensgrundlage ist die Viehhaltung, der gesamte Alltag richtet sich danach aus. Regelmäßig ziehen sie von Ort zu Ort, um für die Tiere ausreichend Wasser und Nahrung zu finden. Der Klimawandel sowie die Privatisierung von Land stellt dieses traditionelle Lebensmodell jedoch vor große  Herausforderungen. Auf jahrelange Dürreperioden folgen monsunartige Regenphasen. Es wird immer schwieriger, die Tiere ausreichend zu versorgen und der Viehbestand geht immer weiter zurück. Die Menschen verlieren ihren kostbarsten Besitz. Für die Jugendlichen hat das weitreichende Konsequenzen, denn sie sind für die Tiere verantwortlich. Der Wegfall dieser gesellschaftlichen Rolle und Aufgabe sowie der Mangel an alternativen Zukunftsperspektiven führt sie häufig in einen Kreislauf aus Armut, Drogenmissbrauch und Kriminalität. 

Ein multifunktionales Jugend- und Berufszentrum mitten in der Steppe    
Von Mai bis Oktober 2024 haben wir gemeinsam mit unserer kenianischen Partnerorganisation IMPACT ein Ausbildungszentrum errichtet, und zwar genau dort, wo die Jugendlichen leben – mitten in der Steppe, fernab jeglicher Infrastruktur. Unterstützt wurde der Bau von der gesamten Gemeinschaft. Mit den dort angebotenen beruflichen Schulungen und Kursen, die jeweils drei Monate dauern, verbessern wir die Zukunftschancen von zunächst 200 jungen Frauen und Männern nomadischer Herkunft nachhaltig und eröffnen ihnen die Chance auf alternative Einkommensquellen, ohne dass sie ihre Heimatregion verlassen müssen. Die ersten Kurse zum Beispiel im Schreiner-, Maurer- und Friseurhandwerk haben bereits begonnen. Vermittelt werden Kompetenzen, die vor Ort dringend gebraucht und von den Jugendlichen nach der Ausbildung sinnvoll eingesetzt werden können. Je nach Berufszweig werden die zur Ausübung benötigten Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung erhalten die Absolvent*innen ein Start-up-Paket zur Gründung eines eigenen Kleingewerbes. Neben beruflichen Fähigkeiten werden auch allgemeine Lebenskompetenzen vermittelt, um die Jugendlichen dabei zu unterstützen ihre neue Rolle in der Gesellschaft zu finden und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken. Unsere Mitarbeiterin Dr. Kira Auer hat bei ihrem Besuch vor Ort wertvolle Erkenntnisse gewonnen:

Ich habe von meinen Gesprächspartnern gelernt, wie wichtig es ist, den Jugendlichen nicht nur Kompetenzen zu vermitteln, die zu klassischer Berufstätigkeit führen. Eine Elektrikerausbildung bringt einem Jugendlichen in einer nomadisch lebenden Gemeinschaft nur wenig. Eine Schulung zur Reparatur von Motorrädern, die in den abgelegenen Gebieten den Schlüssel zur Welt darstellen, ist dafür essenziell.“

Die Menschen streben einen Kulturwandel an 
Der Klimawandel ist nicht die einzige Herausforderung für das traditionelle Nomadentum. Auch in der Gesellschaft im Norden Kenias sinkt die Akzeptanz für diese Lebensweise. Bei ihrer Dienstreise ins Projektgebiet wurde unserer Projektreferentin deutlich: Die nomadischen Gemeinschaften stehen selbst am Beginn eines Wandels. Die Menschen sind bereit, einen neuen Lebensstil für sich als Individuen und Kollektiv zu entwickeln und damit eine andere Zukunft für sich und die nächsten Generationen zu schaffen: „Diesen Spirit, den spürt man, wenn man dort ist", sagt Auer. Mit großem Engagement haben sie den Bau des Ausbildungszentrums unterstützt und aktiv daran mitgewirkt, diesen neuen Weg möglich zu machen. Der Wunsch, sesshaft zu werden und in der Region eine stabile Zukunft aufzubauen, ist stark verankert und wird mit jedem Schritt in Richtung dieser neuen Lebensweise greifbarer.

Die gesellschaftliche Rolle stärken
Ziel ist es, Jugendlichen einen Weg aus dem Teufelskreis von Armut, Drogenmissbrauch und Kriminalität aufzuzeigen. Das Ausbildungszentrum fungiert daher als Bildungsstätte und als wichtige Anlauf- und Beratungsstelle, die den Jugendlichen Unterstützung in Bereichen wie Drogenkonsum, Kriminalität und Verhütung bietet. Durch die Gründung von Vereinen und Selbsthilfegruppen stärken wir ihre gesellschaftliche Rolle und ihr Selbstwertgefühl. Organisierte Freizeitveranstaltungen wie Sport- und Spielevents sowie Musik- und Kunstveranstaltungen sind unterstützende Maßnahmen in der Suchtbekämpfung. Durch aktive Netzwerkarbeit mit den Gemeinden, der lokalen Regierung und wichtigen Entscheidungsträgern eröffnen wir den Zugang zu einer qualifizierten Beratung der Jugendlichen, beispielsweise in Bezug auf finanzielle Unterstützungen seitens des Staates. Wie wichtig dieser Ansatz ist, konnte unsere Mitarbeiterin vor Ort erfahren: 

Auch die Bedeutung der Persönlichkeitsentwicklung in unserem Projekt ist maßgeblich. Es erfordert nämlich neben der Vermittlung technischer Fähigkeiten auch eine Begleitung der zumeist äußerst verunsicherten jungen Menschen, um sie zu selbstbewussten und offenen Personen zu machen, die dazu in der Lage sind ihr Leben erfolgreich selbst zu organisieren.

Unser Projektpartner in Kenia 
Unsere kenianische Partnerorganisation IMPACT arbeitet seit 2002 eng mit den pastoralen Gemeinschaften zusammen, um sich für die Rechte indigener Völker einzusetzen und die Ursachen von sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung, Verstaatlichung und Armut zu bekämpfen.

Helfen Sie mit, Jugendlichen in Kenia eine sichere Existenz durch Bildung zu ermöglichen!

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