Kinder über Hygiene aufklären

Der Bau von Toiletten und Trinkwasseranlagen ist wichtig, reicht aber nicht aus. Warum Aufklärungskampagnen über Hygiene an Schulen so wichtig sind.

Mit kindgerechten Materialien macht das Lernen über Hygiene im Alltag viel mehr Spaß. © Karl Kübel Stiftung

Mit kindgerechten Materialien macht das Lernen über Hygiene im Alltag viel mehr Spaß. © Karl Kübel Stiftung

Weltweit haben rund 2,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Besonders stark trifft es Menschen in Indien: Rund 50 Prozent der Bevölkerung (732 Millionen Inder*innen) dort steht keine Toilette zur Verfügung. Das hat fatale Folgen. Denn wo sanitäre Anlagen fehlen, übertragen sich lebensbedrohliche Krankheiten schneller. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge sterben jährlich weltweit rund 525.000 Kinder unter fünf Jahren an starkem Durchfall. Diesen Kreislauf möchten wir unterbrechen und setzen uns seit Jahren erfolgreich für mehr Hygiene und Gesundheit in Indien ein.

Ziel unseres WASH-Projektes (engl. Water, Sanitation and Hygiene) im südindischen Tamil Nadu ist es, das Bewusstsein der Schulkinder für Hygiene zu schärfen sowie sauberes Trinkwasser und ausreichend Toiletten für Mädchen und Jungen zur Verfügung zu stellen. An insgesamt 53 Schulen verbessern wir gemeinsam mit fünf lokalen Partnern die sanitäre Infrastruktur und führen Schulungen zu Hygiene durch. Dabei erreichen wir insgesamt rund 5.500 Schüler*innen, 384 Lehrer*innen sowie 6.000 Menschen in den Gemeinden (Familienmitglieder, Gemeindevertreter, Selbsthilfegruppen). Unterstützt wird das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Über die Kinder erreichen Hygieneschulungen auch die Familie

Mit kindgerechten Materialien lernen die Kinder auf spielerische Weise alles Wichtige zum Thema Hygiene. Dieses Wissen tragen sie weiter in ihre Familien und die Nachbarschaft. Wie Navincumar. Der Zwölfjährige erzählt, dass er sich früher nicht für Körperpflege und Toilettennutzung interessiert hat. Durch das Projekt sei ihm aber klar geworden, wie wichtig es sei, darauf zu achten. „Deshalb habe ich auch meiner Familie davon erzählt“, so Navincumar. Mit Erfolg: Auch seine Mutter und Verwandten waschen sich jetzt regelmäßig die Hände.

Durch gezielte Aufklärung Schulabbrüche bei Mädchen verhindern

Das WASH-Projekt hat besonders Mädchen im Blick, denn viele gehen aufgrund fehlender Toiletten nicht zur Schule, wenn sie ihre Periode haben. 20 Prozent der Mädchen brechen die Schule sogar ganz ab. In dem südasiatischen Land ist die Menstruation negativ behaftet und wird tabuisiert. Frauen gelten während ihrer Periode als unrein und werden diskriminiert. So hat jedes zweite indische Mädchen vor ihrer ersten Regel nicht einmal elementarstes Grundwissen darüber, was ihre Periode ist und wie sie mit ihr umgehen kann.

Sauberes Trinkwasser und getrennte Toiletten an den Schulen

Im Rahmen des WASH-Projekts werden an den beteiligten Schulen getrennte Toiletten für Jungen und Mädchen gebaut bzw. repariert. Damit Mädchen ihre Binden entsorgen können, sollen in den Toiletten elektrisch betriebene Geräte angebracht werden, in denen die Binden „verbrennen“. Außerdem bekommen Schulen, die noch kein sauberes Trinkwasser haben, neue Trinkwasseranlagen. Die Mädchen erhalten Aufklärungsunterricht rund um das Thema Menstruation. Pavitra (12) und ihre älteren Mitschülerinnen, die an dem Unterricht teilgenommen haben, wissen bereits Bescheid. Wissen, dass die Periode etwas ganz Natürliches ist und es keinen Grund gibt, sich dafür zu schämen.

Bewusstsein für Hygiene wird nachhaltig geschärft 

Kein Einzelfall: Die Erfahrung aus dem Vorgängerprojekt zeigt, dass viele Haushalte sich nun darum bemühen, Wasseranschlüsse von der Gemeinde zu erhalten. Kinder drängen ihre Eltern, daheim ebenfalls eine Toilette zu errichten. Dies kann zum Teil über lokale Regierungsprogramme ermöglicht werden. Komponenten dieses Projekts, wie z.B. Aufklärung über Hygienemaßnahmen und Verbesserung der sanitären Anlagen, finden sich auch in unseren anderen Projekten wieder. So z.B. in Äthiopien, wo wir besonders benachteiligte Kinder beim Schulbesuch unterstützen.

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